Der (vielleicht) älteste Weinlese-Hocker von Selzen. Ein Zeuge der Weinlese früherer Tage. Selbstgemacht und vergessen.
1958 erfand Alexander Schoeller aus Bayern, ein Pionier der Kunststoff-Industrie, den Flaschenkasten aus Kunststoff... und revolutionierte die Weinlese.
Naja, zumindest könnten es die Traubenleser*innen so sehen. Denn kurz darauf war eines der wichtigsten Utensilien der früheren Weinlese eine umgestülpte Getränkekiste. Mag für die heutigen Generationen, die nie Weintrauben per Hand gelesen haben, komisch klingen. War aber so.
Die Weinlese mit der Hand und dem " Wingertschersche" ging ganz schön ins Kreuz. Daher behalf man sich mit Getränkekisten. Leergeräumt, umgedreht, ein wasserfest eingepacktes Sitzkisten drauf, mit Kordel festgezurrt und schon hatte man einen günstigen, stand- und wasserfesten und leicht tragbaren Sitz. Und ... man konnte ihn nach der Weinlese wieder zurückgeben.
Theoretisch, denn in einem Wingertshäusschen südlich von Selzen befindet sich noch so ein Behelfshocker. Vergessen, zurückgelassen und gealtert kündet er noch immer von der mühsamen Weinlese früherer Tage.
Wie lange er dort wohl schon auf seinen alten Besitzer wartet?
Zumindest lässt sich feststellen, wie alt die rote Kiste ist. Denn - wie praktisch - das Herstellungsdatum ist eingeprägt. Der Kasten feiert im September seinen 52. Geburtstag.
Seinen Auftraggeber hat er bereits überlebt. Die Firma "Ass-Brunnen“ aus Assmannshausen musste im Jahr 1983 Insolvenz anmelden.
Gott sei dank ... denn damit ist Rückgabe und Pfand kassieren unwahrscheinlich und der Hocker darf weiterhin seinen Besuchern von alten Zeiten berichten.
Das Überbleibsel: Weinlese-Hocker
Entstehungszeit: September 1970
Eigentümer: Unbekannt
Ort: Weinbergshäusschen südlich von Selzen
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