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AutorenbildStefan Bremler

Notizen aus dunkler Zeit - Selzen von 1933 bis 1938

Aktualisiert: 11. Feb. 2021

Selzen unter dem Hakenkreuz (Teil 1):

Die folgende Chronologie listet kurz Ereignisse aus Selzen und Umgebung von der "Machtergreifung" 1933 bis zum Beginn des 2. Weltkriegs auf. Erhellend sind auch Anordnungen, die in diesen Jahren an die Volksschule Selzen gingen. ¹


Nach den letzten freien Wahlen in der Weimarer Republik (siehe hier die Wahlergebnisse von Selzen) beginnt mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Bereits in den folgenden Wochen wird aus der bis dahin bestehenden parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik eine nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip agierende zentralistische Diktatur.


 
 

Nach der Machtergreifung Hitlers kommt es in vielen Städten und Gemeinden Rheinhessens zur Stürmung von Rathäusern durch die SA. Die amtierenden Bürgermeister werden der Ämter enthoben und durch NSDAP-Ortsgruppenleiter ersetzt. Wann der in Selzen seit 1901 amtierenden Bürgermeisters Martin Ludwig Binzel (Bild ²) abgesetzt wird, ist unklar. Die Quellen widersprechen sich hierbei und benennen die Jahre 1933, 1934 oder 1935. ² Wahrscheinlich ist 1934.

 

Im April wird in einer ehemaligen Papierfabrik in Osthofen das erste hessische Konzentrationslager (Bild) errichtet, in das politische Gegner ohne Anklage und Beweise in „Schutzhaft“ genommen werden. Opfer sind in erster Linie Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftler und Angehörige von Verbänden zum Schutz der Republik. Auch Selzer werden über Oppenheim dorthin überführt.

 

Kurz nach dem Betätigungsverbot für die SPD als „staats- und volksfeindliche Partei“ (Juni 1933) erfolgt auch in Selzen die erzwungene Selbstauflösung sämtlicher Parteien mit Ausnahme der NSDAP.

 

Die Nationalsozialisten schaffen die Selbstverwaltung der Gemeinden fast völlig ab. Damit sind auch Wappen und Siegel von Selzen nicht mehr zugelassen und werden durch den nationalsozialistischen Adler ersetzt.

 

Im Rahmen der nationalsozialistischen "Gleichschaltung" werden die beiden Vereine „Gesangverein Frohsinn“ (gegründet 1861) und „Männergesangverein Selzen“ (gegründet 1881) zwangsvereint. Der neue Name ist nun Männergesangverein "Frohsinn“ Selzen. ²

 

Die Militarisierung des Volkes ist ein Ziel der Nationalsozialisten. Die Polizei erhält das Gesuch eines Kleinkaliber-Schützenverein bezüglich der Erlaubnis zur Errichtung eines Schießstandes in Selzen. ⁵

 

Im Juli gibt es eine Verordnung des Reichsinnenministeriums über die „Grundsätze für die Straßenbenennungen“, ...

... nach welcher in jeder Stadt die wichtigste Straße oder der zentrale Platz nach Adolf Hitler zu benennen ist. Viele Dörfer folgten ebenfalls schnell mit der propagandawirksame Umbenennung von Straßen und Plätzen, ...

... so wird z.B. die "Hintere Landstraße" in Hahnheim in die "Adolf-Hitler-Straße" umbenannt. Auch in Mommenheim dokumentierten u. a. die "Adolf-Hitler-Straße", die "Horst-Wessel-Straße" und die "Hermann-Göring-Straße" die politischen Verhältnisse im Dorf. Eine solche Umbenennung in Selzen ist mir nicht bekannt.

 

Einen anderen Weg geht die NSDAP-Keimzelle Stadecken. Der Gemeinderat beschließt die Umbenennung von Stadecken in „Hitlerhausen“. Die beschlossene Umbenennung wird aber von übergeordneter Stelle nicht genehmigt. Vielleicht, weil die Gemeinde zu klein ist. Gleichwohl gibt es zwei Ortstafeln mit dem Namen Hitlerhausen und Postkarten mit einem „Gruß aus Hitlerhausen (z. Zt. noch Stadecken genannt)“. ⁹

 

Verfügung der "Ministerialabteilung für Bildungswesen, Kultus, Kunst und Volkstum" an die Volksschule Selzen: ¹

„Zur Vereinheitlichung der Turnsprache ordnen wir an, dass bei den Ordnungsübungen im Turnunterricht und beim Geländesport die Befehlsformen der SA (Sturmabteilung) anzuwenden sind.“
 

Auch in Selzen: Bei der Reichstagswahl am 12.11.1933 darf die SA die Wahllisten einsehen und organisiert einen „Wahlschleppdienst“, der Wähler an die Urnen holt.


 
 

Der seit 1901 amtierende Bürgermeister Martin Ludwig Binzel muss abdanken und wird in Selzen durch den NSDAP-Ortsgruppenleiter Jakob Simon ersetzt. ²

 

Der Polizei-, Gemeinde-, Ortsgerichtsdiener und Wassermeister der Gemeinde Selzen, Peter Reichert, geht mit der Absetzung des Bürgermeisters in Ruhestand. Er war 36 Jahre im Dienst. Sein Nachfolger ist Christian Engelhardt. ²

 

Wegen Vergehen gegen das Schusswaffengesetz wird ein Selzer Landwirt zur Strafzahlung von 165 Reichsmark verurteilt. ⁵

 

Verfügung der "Ministerialabteilung für Bildungswesen, Kultus, Kunst und Volkstum" an die Volksschule Selzen: ¹

"In letzter Zeit mehren sich die Fälle, dass in Hessen ausländische, insbesondere französische Kinderluftballons mit Anhängekarten aufgefunden werden."

"Es unterliegt keinem Zweifel, dass derartige Machenschaften eines politischen Hintergrundes nicht entbehren. (...) Alle aufgefundenen ausländische Luftballons sind sofort der nächsten Polizeibehörde abzuliefern."
 

Am 27. Mai findet in der Turnhalle zu Selzen der Generalschulungsappell des Kreises Oppenheim statt. Es spricht der Gauschulungsleiter Dr. Werner. Den Lehrkräften wird der Besuch der Veranstaltung zur Pflicht gemacht. ¹

 

Die Freiwillige Feuerwehr Selzen wird gegründet. ² Viele der Gründungsmitglieder werden später auf den Schlachtfeldern Europas ihr Leben lassen.

 

Die Nationalsozialisten versuchen die Evangelische Kirche unter ihren Einfluss zu bringen. Der Selzer Pfarrer Friedrich Heinzerling (seit 1927) wird zu einem Mann des Wiederstands in der „Bekennenden Kirche“, zu deren Vertretern auch Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer gehören. Auf Betreiben der „Deutschen Christen“, eine rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Strömung im deutschen Protestantismus, droht ihm die Entlassung. ...

... Aber zwei Drittel der Gemeinde in Selzen stellt sich hinter ihren Pfarrer und verhindert die Entlassung und wahrscheinlich auch Inhaftierung. ²

 
 

In Selzen werden vom "Reichsarbeitsdienst" unweit des Bahnhofs bei Bachbett-Ausbauarbeiten zur Regulierung der Selz römisch-keltische Grabsteine entdeckt. Am Fundort darf eine Furt im ehemaligen Bachlauf der Selz angenommen werden. Vermutlich wurde diese seichte Stelle in der Selz mit Hilfe dieser großen Steine ausgebaut und befestigt. Dazu bald mehr.

 

Die Verhaftung des Selzer Pfarrers Heinzerling (Bild ³, Mitte) wird nun doch eingeleitet. Im letzten Moment kommt von Berlin der Funkspruch, das diese nicht stattfinden soll. Der Widerruf geschieht auf das Eingreifen des Bürgermeisters Jakob Simon hin. Grund hierfür ist wohl der Erhalt des Gemeindefriedens. ²

 

Verfügung der "Ministerialabteilung für Bildungswesen, Kultus, Kunst und Volkstum" an die Volksschule Selzen: ¹

"... gebe ich die weitere Aufgabe auf dem Gebiet des Kampfspiels für die Wintermonate bekannt."

"Die hessische männliche Jugend spielt in den nächsten Monaten Fußball oder Handball!
 

Die "Sturmabteilung (SA)-Kariere" eines in Darmstadt lebenden gebürtigen Selzer endet nach der "Nacht der langen Messer" 1934. Seine Daten:

Eintritt in die NSDAP und die SA, die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP (1932) , Beförderung zum Scharführer (1933), Beförderung zum Oberscharführer (1933), Beförderung zum Truppführer (1933), Beförderung zum Obertruppführer (1934) und Austritt aus der SA (1935). ⁶

In der von Hitler befehlten Mordserie von 1934 (Röhm-Putsch) werden durch die SS alle potentiellen Konkurrenten Hitlers ermordet oder kaltgestellt. Dabei auch die gesamte Führung der SA, die damit nahezu bedeutungslos wird.

 

Am 16. März wird die allgemeine Wehrpflicht in Deutschland wieder eingeführt und die Reichswehr in „Wehrmacht“ umbenannt. In Selzen bilden sich erste Rekrutenjahrgänge.

 

Verfügung der "Ministerialabteilung für Bildungswesen, Kultus, Kunst und Volkstum" an die Volksschule Selzen: ¹

"Ich möchte nochmals darauf hinweisen und anordnen, dass sich alle Erzieher und Erzieherinnen unter Einsatz ihrer ganzen Persönlichkeit für die restlose Zuführung aller Kinder über 10 Jahre zur "Hitlerjugend" und "Bund deutscher Mädel" aufklärend und werbend einzusetzen haben."

 
 

Anordnung des Reichsstatthalter in Hessen an die Selzer Staatsbeschäftigte und Volksschule Selzen: ¹

"Mir wird mitgeteilt, dass es unter den meiner Abteilung unterstehenden Beamten und Angestellten immer noch einzelne gibt, die Wareneinkäufe bei jüdischen Firmen tätigen."

"Es sollte sich eigentlich erübrigen, nochmals darauf hinzuweisen, dass dies nicht angängig ist. Von einem Staatsbeamten oder -angestellten muss erwartet werden, dass er seine Aufträge arischen Firmen erteilt!"

 

Bei der Reichstagswahl am 29.03.1936 liegt reichsweit die Wahlbeteiligung bei 99%. Kein Wunder: Nach der Wahl erhalten die Wahlberechtigten eine Anstecknadel, deren Tragen die soziale Kontrolle der Nichtwähler erhöht.

So merkt man auch in Selzen: Keine Nadel = kein Gang zur Wahlurne. Vier dieser Anstecknadeln wurden vor kurzem im Keller-Archiv in der Kaiserstrasse 17 gefunden.


Aber das Wahlgeheimnis existiert sowieso nicht mehr. So heißt es 1937 bei einer Verhandlung über einen Angeklagten aus Selzen:

„Der Einzige in Selzen, der bei der letzten Reichstagswahl nicht zur Wahlurne ging.“
 

Auch in Selzen wird das Wahlergebnis gefälscht. Die Vorgabe:

"Ein Stimmzettel ist nicht deshalb ungültig, [...] weil der Stimmzettel keine Eintragung aufweist. Solche Stimmzettel sollten vielmehr als Zustimmung (für die NSDAP) gewertet werden".

 

Verfügung der "Ministerialabteilung für Bildungswesen, Kultus, Kunst und Volkstum" an die Volksschule Selzen: ¹

"Am 08. Oktober werden die ältesten Mitarbeiter des Führers in Kraftwagen von Worms nach Mainz fahren. Es ist möglich, dass der Führer selbst anwesend ist."

"Um ihnen in allen Orten einen würdigen Empfang zu bereiten, wünscht die Kreisleitung, dass die Schuljugend am Wege Aufstellung nimmt. Aus beigefügtem Plan ist ersichtlich, wo die Schüler und Schülerinnen der einzelnen Orte aufgestellt werden. (...) Wir erwarten zahlreiche Beteiligung!"
 

Wegen abfälliger Äußerungen gegen die Reichsregierung wird gegen einen 45-jährigen Selzer ein Ermittlungsverfahren gestartet. Ihm wird ein Vergehen nach § 2 Heimtückegesetz von 1934 vorgeworfen. Dieses „Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen“ besagt: „Wer (öffentlich) gehässige, hetzerische oder von niedriger Gesinnung zeugende Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates oder der NSDAP, über ihre Anordnungen oder die von ihnen geschaffenen Einrichtungen macht…“, wird mit Gefängnis unbestimmter Dauer bestraft.

Betrunken hatte der Selzer geäußert:

"In Frankenthal hat einer seine ganze Familie umgebracht. Das ist ja kein Wunder bei den Verhältnissen. Kein Mensch ist mehr Herr über sein Eigentum, die hohen Steuern ruinieren uns. ...".

Nach Anhörung dreier Zeugen wird das Verfahren wegen "geistiger Minderwertigkeit" eingestellt. ⁶


 
 

Anordnung des Reichsstatthalter in Hessen an die Volksschule Selzen: ¹

"Im Verlag Küster und Meyer-Essen" ist ein Führer-Bildnis erschien. Auf diesem (...) Holzschnitt tritt uns der Führer unmittelbar in seiner weltgeschichtlichen und menschlichen Größe, mit der Gewalt eines Mannes der Geschichte entgegen. Dieser wuchtige Holzschnitt wird jeden Raum zwingend beherrschen."

"Alle jene unzulänglichen, in Form und Ausdruck nichtssagenden Führerbildnisse haben diesem kraftvollen deutschen Meisterwerk (...) Platz zu machen."
 

Führende Vertreter des kirchlichen Wiederstands haben sich wiederholt im Selzer Pfarrhaus versammelt. Darunter auch Martin Niemöller, deutscher evangelischer Theologe und führender Vertreter der Bekennenden Kirche. ² 1937 wird er verhaftet. Die Gerichtsverhandlung endet mit einem Urteil, das fast einem Freispruch gleichkommt. Niemöller der einmal Hitler ins Gesicht sagte:

„Die Verantwortung fürs deutsche Volk, die können wir nicht weggenommen bekommen, die hat Gott uns auferlegt, und kein anderer als Gott kann die von uns wegnehmen, auch Sie nicht.“

Hitler tobt über das Urteil und brüllt: „Der Pfaffe soll sitzen, bis er schwarz wird"! Statt der erwarteten Freilassung wird Niemöller als "persönlicher Gefangener des Führers" in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt, wo er erst 1945 von den Amerikaner befreit wird.

 

Anordnung des Reichsstatthalter in Hessen an die Staatsbeamte in Selzen und der Volksschule Selzen: ¹

"Der Beamte im Reiche Adolf Hitlers ist ein Verwaltungssoldat. Er steht zum Staat in einem besonderen Treueverhältnis und muss sich ihm uneingeschränkt hingeben."

"Ich erwarte daher, dass die Beamten und Angestellten im Staatsdienst, soweit sie noch keine aktive Arbeit für die NSDAP und ihre Organisationen übernommen haben, sich beschleunigt zur Verfügung stellen."
 

Ein 70-jähriger Selzer äußert gegenüber einem flüchtig Bekannten der auf die Leistungen Hitlers hingewiesen hat:

„Der Führer ist ein schlechter Slowak, was brauchen wir einen Slowak zum Regieren. Das ist gerade so, wenn Frankreich oder England von einem Polak oder sonst irgendjemand regiert würden. In den Zeitungen ist alles Schwindel.“

Es kommt zu einem Strafverfahren wegen Vergehen nach § 2 Heimtückegesetz von 1934. ⁶ Ausgang unbekannt.

 

Anordnung des Reichsstatthalters in Hessen an die Volksschule Selzen: ¹

"(...) weise ich erneut auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der Knochensammlung hin."

"(...) Nach Mitteilung des Gauwirtschaftsberaters, Gaubeauftragten für Altmaterialerfassung, werden im Kreise Groß-Frankfurt monatlich rund 20.000 kg Knochen gesammelt. An den hessischen Schulen dagegen haben die Sammlungen in keiner Weise befriedigt."

 
 

Krankenschwester Marie Falkenstein (Bild ³) übernimmt die Diakonissenstation und die Krankenpflege für die Gemeinde Selzen.

Als 1939 der zweite Weltkrieg ausbricht, ist es Schwester Marie, die den Frauen und Eltern, deren Männer und Söhne ins Feld ziehen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen wird. ²
 

Deutsche Juden werden verpflichtet, zusätzlich die Vornamen Israel bzw. Sara zu führen. Dies betrifft auch die beiden letzten in Selzen verbliebenen jüdischen Mitbewohner. Sie werden darüber hinaus gezwungen, im Rechts- und Geschäftsverkehr mindestens einen Vornamen anzugeben, der sie als jüdisch kennzeichnet. Wer dies fahrlässig versäumt, wird mit Gefängnishaft bis zu einem Monat bestraft; bei Vorsatz bis sechs Monate. ⁷

 

In Selzen findet die letzte Kerb vor dem Krieg auf dem Kerbeplatz gegenüber der Schmiede Jung statt.

 

Ein gebürtiger Selzer macht sich am 10. November in seinem Wohnort Mainz auf den Weg zur Arbeit, die er an diesem Tag für Verbrechen unterbrechen wird. 11 Jahre später wird er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Landfriedensbruch zu 2 Jahren und 6 Monate Gefängnis verurteilt werden. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, auch Reichspogromnacht oder zynisch (Reichs-) Kristallnacht genannt, werden vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden in Deutschland verübt. Dabei werden vom 7. bis 13. November etwa 800 Juden ermordet und über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört.

 

Am Nachmittag des 10. November wird auch die Synagoge in Hahnheim vor allem durch auswärtige SA-Leute in Brand gesetzt. Die örtliche Feuerwehr ist lediglich zum Schutz der Nachbargebäude anwesend. Auch die noch bestehenden jüdischen Häuser und Geschäfte werden geplündert und verwüstet.

Die Ruine der Synagoge wird wenig später beseitigt, nur der leicht über das Bodenniveau hinausreichende Keller blieb stehen. Besonders zynisch: Die Kellerdecke wird in der NS-Zeit als Podium für Feste und Veranstaltungen der NSDAP verwendet. ⁸

 

Die Kreisleitung Alzey-Oppenheim an die Volksschule Selzen: ¹

"Ich habe in der letzten Zeit wiederholt festgestellt, dass die Schuljugend erwachsene Personen nicht grüßt und wenn sie schon grüßt, dann nicht mit "Heil Hitler". Ich bitte sie daher den Lehrern eindeutig klar zu machen, dass derartige Undiszipliniertheiten bei der Jugend für die Zukunft abgestellt werden."

"Der deutsche Gruß "Heil Hitler" muss der Schuljugend derart eingeimpft werden, dass früher übliche Grußarten überhaupt nicht mehr, auch nicht im Elternhaus, gebraucht werden."
 

1939 beginnt mit dem von Adolf Hitler befohlenen Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg.


Fortsetzung zu Selzen unter dem Hakenkreuz in dem Blog-Beitrag "Chronik des Untergangs - Selzen von 1939 bis 1945".



Quellen:

¹ Aus den Gesammelte Verfügungen an die Volksschule Selzen, von 1933 bis 1942, Archiv der Gemeinde Selzen

² Vgl. Jubiläumsbuch zur 1200-Jahrfeier der Weinbaugemeinde Selzen, von 1982

³ Vgl. Bildband "Selzen - Bilder aus vergangenen Tagen 1900 - 1945", von 1989

Vgl. Seite „KZ Osthofen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15.

⁵ Vgl. Landesarchiv Speyer, Bestandsübersicht nach Suche "Selzen 1932 bis 1956"

⁶ Vgl. Hessisches Landesarchiv, Onlinerecherche in Arcinsys, Bestandsübersicht nach Suche "Selzen 1932 bis 1946"

⁷ Vgl. Seite „Namensänderungsverordnung“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Juni 202006. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Namens%C3%A4nderungsverordnung&oldid=201111655

⁸ Vgl. Walter Schwamb, "Die jüdischen Bewohner der Selztalgemeinden und ihrer Nachbardörfer - Ihre Schicksale", von 2012

⁹ Vgl. Bernd Funke, "Als Stadecken "Hitlerhausen" hieß", Beitrag in der Allgemeinen Zeitung am 08.11.2008, Seite 19

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