Domhofstraße 6: Der Schützenhof - Ergänzende Geschichten und Anekdoten zu "Wertsches Anna und die Berschd".
Ein Beitrag der Selzer Bürger zur Aktion "Selzer Häuser erzählen".
In den Tagen nach der Veröffentlichung des Beitrages „Wertsches-Anna und die Berschd“ habe ich zahlreiche Kommentare erhalten. Dabei wurden eigene Erfahrungen und Anekdoten zu "unserer Tante Anna" erzählt.
Mit diesem "Selzer Original" sind offensichtlich sehr viele schöne und unvergessliche Erinnerungen verbunden. Diese sollten auf keinen Fall vergessen gehen. Daher sollen jetzt an dieser Stelle die Selzer Bürger zu Wort kommen.
Ergänzend habe ich noch einige ausgewählte und interessante Fotografien von "de Moder", dem Richard und dem Schützenhof hinzugefügt.
Wer nicht weiß, um was es geht ... hier noch mal der Original-Beitrag:
Mabel Rathgeber:
"Ich war neu in Selzen und ich kannte noch nicht die Herkunft oder Bedeutung des Namens "Wertschesen". Und so begrüßte ich bei meinem ersten Besuch die Wirtin mit "Guten Tag, Frau Wertschesen".
Wer ein kleines Bier oder Getränk bestellte, bekam oft von "de Mutter" zu hören: "Meld dich wieder, wenn du en große Dorschd host."
Bei einer Einzelbestellung sagte sie gerne: "Dafür steh ich net uf, wart bis de nächste aach was will.""
Ursula (Ursel) Ullrich:
„Einen Schlag ins „Knick“ gab es auch, wenn man an den leckeren harten Brezeln das Salz ab puhlte und diese mit einer eher automatischen Bewegung vom Tisch auf den Boden wischte.„Das gibt Kratzer auf dem Boden“, so die Wertschesen bei der Bestrafung.
Überhaupt zog man immer das Knick ein, wenn Tanta Anna plötzlich hinter einem stand. Was könnte man falsch gemacht haben, ging einem sofort durch den Kopf.
Neben dem Eis und den Brezeln waren auch die Makronen (auch aus dem Eimer) sehr beliebt.“
Hannelore (Lore) Kappesser:
„Nach dem Ende der Hausschlachtungen gab es bei „de Wertsches-Anna“ an Kerb oft sehr leckere halbe Hähnchen und Rumpsteaks.“
Heribert Eller:
"Einmal waren wir nach einem Tischtennis-Training bei "Tante Anna". Ich weiß nicht mehr wer, aber jemand setzte sich zu uns an den Tisch. Er hatte einen Scherzartikel dabei - eine Gummimatte die Erbrochenes nachtäuschte. Auf den Ruf: "Mutter, ich hab auf den Boden gebrochen", kam sie herbei und für den vermuteten Verursacher gab es zuerst mal einen Schlag in Knick. Dann holte sie Eimer, Putzlappen und Wasser. Als sie wieder an den Tisch kam, wedelte der lebensmüde Scherzbold mit der Gummimatte. Egal, Tante Anna schwang trotzdem den Putzlappen. Nur landete der nass und klatschend im Knick des verdutz kuckenden Narren."
Iris Fluhr:
„Da werden Kindheitserinnerungen wach. Als Kinder haben wir mal Geld gesammelt und den Nachbarn an der Haustür ein Liedchen präsentiert, weil wir kein Geld hatten um ein Eis bei Tante Anna zu kaufen .... ganz zur Freude unserer Eltern.“
Klaus Schniering
"Die helle, krächzende Stimme vunn Modder habe ich heute noch im Gedächtnis. Rauh, aber herzlich. Typisch das Bild neben dem Ölofen. Da hat sie gerne spät abends gepennt. Die Gäste haben sich dann selbst bedient."
Karola Elter:
„Die Spülbürste soll ja, der Überlieferung nach, eine umfunktionierte Klobürste gewesen sein.
Und das sonntägliche Eis gab es auch in einer Muschelwaffel. Was über dem Rand hing wurde von de Wertschesen abgeleckt. Dann bekam man es ausgehändigt.“
Beate Höneß:
„Im Sommer 1976, kurz nach unserem Einzug in Selzen, hab ich mit meinen beiden Kindern (6 und 4 Jahre alt) nachmittags einen Spaziergang durchs Dorf gemacht. Wir entdeckten dabei den Schützenhof und ich kaufte für meine Kinder jeweils ein Eis.
Ich selbst wollte mich setzen und ein bisschen mit der Wirtin plaudern und bestellte mir deshalb eine Weinschorle. Frau Bingenheimer aber gab mir zu verstehen, dass sie nachmittags noch keinen Alkohol ausschenkt und schon gar nicht an Frauen! Da wusste ich Bescheid! Die "Wertsches Anna" war in jeder Hinsicht ein Original.“
Volker Neunecker:
„Ich als Nachbar von der Tränkgasse 1 war jeden Abend Stammgast auf ein Feierabend Bier."
"Beim WM Endspiel 74 gab es eine Runde Freibier, wir waren ja Weltmeister."
Rainer Dörsam
"Sonntags wurden ab und zu im Sälchen Filme gezeigt. Fuzzi, Winetou, Ivanhoe usw. Mein Bruder Rudi und ich durften ab und zu auch Filme "gucken". Pro Person für 50 "Penning" und für 10 "Penning" gabs bei de Wertschesen noch zeh süßsaure Guzier in de spitz Dutt. Damit war der Sonntag für uns Bube gerettet."
Thomas Elter:
„Ich hab durch die Proben vom Musikzug leider nur noch Richard und seine Golfjacke in Erinnerung. Die mit den 18 Löchern.“
Johann Wilhelm Wahl:
„Habe diese Frau mit Mann (Anm.: Vielleicht auch nur Bruder des Mannes) und Sohn Richard selbst noch kennen gelernt, tolle Familie, war als scheee.. (Im Sälche wurden Filme vorgeführt ... lang, lang, lang ist es her)“.
Klaus Heck:
Oft sind wir bei einem Besuch bei „De Modder“ rüber ins Sälchen. Da stand, die Treppen hoch, ein Kicker. Da haben wir dann so manches epische Match ausgespielt.“
Klaus Peter Boos:
".. ich hab dort auch immer Eis geholt das waren noch schöne Zeiten."
Elke Scheuring:
„Mein Papa hat, neben den Bretzeln, auch leckere Makronen für unsere Mutter mitgebracht.“
Elmar Götter:
„Mein „Pedder“ Manfred hat mich oft mitgenommen. Wenn sie das Eis gemacht hat, dann stand ich immer neben ihr. Hab immer gut aufgepasst, dass sie ja nicht daran leckt. Fand sie nicht gut.
Gegen Geldeinwurf habe ich dann an der Musikbox auch noch paar Schallplatten ausgewählt. War schon klasse!“
Sandra Schmitt:
„Oh wie cool! Ja stimmt mit Schallplatten! Und sie hat auch ab und zu mal abgeschleckt wenn’s „Schoko „ getropft ist.“
Gunter Boos:
"Nach jedem Tischtennis Heim-Spiel ging es zu Tante Anna. Da ging dann der Glas-Stiefel mit Bier rum und der vorletzte Trinker bezahlte. Oder es bezahlte der, bei dem der Stiefel gluckste."
Wolfgang Graef:
„Jo, unn de Ochseziemer ned vergesse, mit dem hod se ab und aan emol uff die Thek geschlache. Do hod jeder de Dezel ingezoche.“
Belinda Reder:
„Mit dem tollen Bericht, wurde eine schöne "schaurige heimelige" Erinnerung wachgerufen.“
Ralf Bremler:
„Am Tisch neben dem Ofen wurde regelmäßig Skat geklopft. Wenn der 3. Mann fehlt sprang oft Tante Anna ein. Aber sie war mehr als ein „Ersatzmann“ und spielt die Jungs oft in Grund und Boden“.
Bildquellen:
Alle Bilder aus der im Haus zurückgebliebenen Foto-Sammlung von Anna und Richard Bingenheimer.
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